Im kleinen Finale um Platz 3 wollte das deutsche Team vieles besser machen als in der Vorrunde. „Wir hatten die schon beim ersten Mal in der Tasche. Heute sind sie dran“, rief Kapitän Lukas Tadda die Mission des Tages aus.
Und gleich von Beginn machte Deutschland deutlich, dass das kein einfaches Spiel für Schweden werden wird. Schon in Minute 3 wurde der Schwede Peter Aronsson wegen Treten für 2- Minuten auf die Strafbank gesetzt. Kapitän Lukas Tadda nutze die Gelegenheit zur 1:0 Führung (4min) in Überzahl. Die nach dem Tor wieder vollständigen Schweden drängten auf einen schnellen Ausgleich, kamen aber nicht bis ans deutsche Tor. In der 10. Spielminute drückten die Schweden Deutschland erstmal in die eigene Hälfte. „Hört auf das Spiel so langsam zu machen“, ermahnte Tadda seine Kameraden aus dem Wasser und forderte seine Mannschaft damit auf nicht nach zu lassen. Andreas Weissenberger folgte dem Aufruf und beendete eine gelungene Angriffswelle zum 2:0 Zwischenstand (12min). In der Schlussphase wurde das Spiel längere Zeit unterbrochen. Eine finnische Spielerin, mit Kreislaufproblemen vor dem vorrangegangen Spiel der Damen, bekam medizinische Unterstützung und musste von Sanitätern abtransportiert werden. Nach dem Wiederanpfiff dann aber wieder Deutschland am Drücker. Der leicht angeschlagene Bela Csanyi ließ sich dabei weder das letzte Spiel nehmen, sondern erzielte zudem noch die 3:0 Führung 9 Sekunden vor dem Ende der ersten Halbzeit.

Jens Dingel mit dem 4-0 nach nur 38 Sekunden in der zweiten Hälfte

Ein unerwartetes Führungs- Polster zur Halbzeit ließ das deutsche Team aber nicht in Sicherheit wiegen. Die zweite Halbzeit sollte ebenso ehrgeizig wie die erste gespielt werden. So war es auch kein Wunder, dass bereits nach 38 Sekunden nach dem Wiederanpfiff Jens Dingel das zwischenzeitliche 4:0 erzielte.
Schweden war nach dem frühen Rückschlag in Durchgang zwei sichtlich geknickt, kämpfte dennoch tapfer weiter. In der 22. Minute erhöhte Lukas Tadda dann noch einmal zum 5:0 und die Trainer nutzen die anschließende Unterbrechung zur Doppelauswechslung. Michael Nosseir kam für Markus Heckrath, der nach einem Schlag auf den Nacken etwas angeschlagen war. Felix Walcher löste Torschütze Jens Dingel im Sturm ab. In der 27 Minute dann der letzte Wechsel. Martin Meskes kam für Stürmerkollege Martin Schottmüller. Somit kamen alle 15 Spieler im letzten EM Spiel noch einmal zum Einsatz. 7 Sekunden vor dem Ende erzielte dann auch noch Nationalmannschafts- Neuling und jüngstes Mitglied des Teams Manuel Gassner seinen ersten Nationalmannschaftstreffer zum 6:0 Endstand. Mit dem 6:0 Sieg über Schweden feiert das deutsche Team nicht nur eine Frustbewältigung nach dem knappen Verpassen des Finaleinzugs sondern gleichzeitig auch den höchsten Sieg gegen Schweden in der Nationalmannschaftsgeschichte.

 

Deutschland verpasst den 5ten EM Titel

Kapitanin Stefanie Nusser bei der Wimpelübergabe

Im Finale der Damen trafen zwei lange Rivalen aufeinander. Norwegen und Deutschland entschieden alle bisher ausgespielten Europameisterschaften für sich. So stand Deutschland als amtierender Welt- und Europameister als Favorit des EM Finales fest und war auf dem besten Weg zum 5ten EM Titel und zweitem Titel in Folge. Aber auch Norwegen bewies in der Vorrunde Siegerambitionen, gewann Norwegen alle Spiele sehr deutlich.
Die Begegnung der beiden erfolgreichsten EM Teams begann sehr ausgeglichen. Ein hochklassiges Spiel wurde erst in der 5. Spielminute erstmals mit einem Freiwurf für Norwegen unterbrochen. Stetig wechselnde Druckphasen auf beiden Seiten ließen lange Zeit keinen Sieger erahnen. In Minute 11 dann der erste gefährliche Angriff von Norwegen. Ein Ballverlust ließ die Norwegerinnen schnell ans deutsche Tor kommen. Auf der deutschen Seite wurde schnell ausgewechselt und frische Energie ins Wasser gebracht. Der Angriff konnte erfolgreich abgewehrt werden. Zum Ende der ersten Halbzeit kam dann Deutschland zunehmend besser ins Spiel. Norwegen konzentrierte sich mehr aufs Verteidigen. 1.23min vor Ende der ersten Halbzeit dann der plötzliche Führungstreffer Norwegens. Die nur für das Finale eingeflogene Stürmerin Amanda Barsten verwandelte ein erstklassiges Anspiel unter dem Deckel zum 1:0 Führungstreffer. Die deutschen Damen zeigten sich zunächst von dem Rückstand unbeeindruckt, und warteten geduldig auf den Wideranpfiff.

Jorg Oertel mit dem beruchtig ten Los- Schrei zum Anpfiff

In der zweiten Halbzeit ohne Wechsel schaffte es das deutsche Team immer wieder über lange Phasen die Norwegerinnen eng an den eigenen Korb zu binden. Der Ball wollte aber nicht ins Tor. Die Norwegerinnen auf der anderen Seite versuchten das Spiel mit ihrem berüchtigten Eckenspiel zum Ende zu führen. Bei diesem berüchtigten Eckenspiel wird intensiv mit vier bis fünf Spielern in der gegnerischen, geschlossenen Ecke Aufzug gefahren. Das Eckenspiel wirkt lange harmlos, die Gefahr dabei birgt das schnelle Umschalten der Norwegerinnen zum plötzlichen Torangriff. Die deutschen Damen ließen jedoch keiner dieser Angriffe zu und schaffte es auch immer wieder die  Norwegerinnen aus der eigenen Ecke zu drängen. Das intensive Vorchecking ermöglichte Deutschland zwar zahlreiche Balleroberungen, Norwegen kam aber immer wieder auch durch ebenso aggressives Vorchecking wieder in Ballbesitz. Einer dieser Schlagabtausche nutze Matchwinnerin Amanda Barsten 4.12min vor dem Ende zum 2:0 Siegtreffer. Das deutsche Team löste sich nach Ballgewinn von der eigenen Wand und stürmte nach vorne. Barsten gelang die Balleroberung und ein schneller Konter auf den leeren deutschen Korb.
Mit zwei Wechseln wollten die Bundestrainer um Jörg Oertel und Tanja Scherer noch einmal neue Ideen ins Wasser bringen. Norwegen gelang es aber das Spiel zunehmend an die Wasseroberfläche zu ziehen und das Spiel über die Restspielzeit zu klammern.
Mit dem 2:0 Sieg im Finale gewinnen die Norwegerinnen den insgesamt 4ten EM Titel und ziehen mit Deutschland in der Statistik gleich. Deutschland konnte sich über weite Phasen gut verkaufen, hatte insgesamt mehr vom Spiel. Es darf gespannt sein, wie beide Mannschaften das erneute Aufeinandertreffen auf der Weltmeisterschaft in zwei Jahren vorbereiten.

– Torsten Stanschus

Endplatzierung:


Vor den Finalspielen wurden alle Spieler vorgestellt

Herren:
1. Norwegen
2. Dänemark
3. Deutschland
4. Schweden
5. Türkei
6. Finnland
7. Spanien

Damen:
1. Norwegen
2. Deutschland
3. Schweden
4. Finnland
5. Türkei
6. Dänemark
7. Österreich
8. Spanien

 

Anekdoten:


  • Die Türkischen Herren konnten in allen Spielen in der ersten Hälfte ein Tor erzielen
  • Das 6:0 gegen Deutschland ist die höchste Niederlage die Schweden jemals auf offiziellen Meisterschaften kassiert hat
  • Wie schon 2011, gelang nun auch 2017 im selben Bad der Doppelsieg der norwegischen Damen und Herren. 2011 waren sie Weltmeister.
  • Die Damen aus Österreich errungen gegen Spanien nicht nur ihren ersten Sieg sondern beinahe auch den ersten zweistelligen Erfolg. Das Spiel endete 9:0 nach 1:0 Halbzeitstand
  • 2017 ist der erste EM Erfolg der Norwegischen Herren in der Geschichte
  • Es ist erst die zweite Meisterschaft, und zudem in Folge auf der die schwedischen Herren keine Medaille holen konnten.
  • Am Ende an die Meisterschaft werden die Wimpel der Gegner symbolisch verteilt. Wer und weshalb welchen Wimpel bekommt bleibt allerdings ein Geheimnis der Teams.
  • Head of Delegation Torsten Stanschus berichte für Sie bereits auf der WM 2015 in Cali – und sagt danke fürs Lesen.

 

Mehr über die EM17 in Helsinki


Spielplan von der Europameisterschaft: http://bit.ly/UWR-EM17

Weitere Berichte von der Nationalmannschaft: Tagebuch Helsinki

Livestream: http://www.aapiskukko.com/uwrec